Fünf auf 2 x 3 und Etwas

Wie lebt man eigentlich zu fünft auf knapp 7 Quadratmeter? Diese Frage stellen sich wohl Etliche. Nun, die Frage ist irgendwie ja auch berechtigt, da dies schon nicht unbedingt alltäglich ist. Eigentlich haben wir eine ganz normale Wohnung. Bad, Küche, Wohnzimmer, zwei Schlafzimmer und sogar eine Garage. Nur halt auf sieben Quadratmeter und mit Rädern und Motor zur Fortbewegung.

Ich gebe zu, es bedarf ein wenig an Umstrukturierung und Umgestaltung, um von der Nutzung der einen Räume zur Nutzung der anderen Räume zu gelangen. Nachfolgend erkläre ich euch die verschiedenen Räumlichkeiten unseres Buses und deren Eigenheiten.

Day use Area

Die Day use Area umfasst Wohnzimmer mit Esszimmer und die Küche sowie eine Ruhe Ecke.

Als Wohn- und Lesezimmer
Als Wohn- und Spielzimmer
Esszimmer mit Blick auf die Küche

Das Wohnzimmer ist zugleich Spielzimmer der Kinder bei Schlechtwetter. Hier kann kind Strassen bauen, Lego spielen oder Traktor fahren. Zu dritt, wohlverstanden.

Straussenbau in der Spielecke

Mensch kann aber am Abend, wenn das eine Schlafzimmer schon bezogen ist auch gemütlich zusammensitzen und bei einem Glas Wein ein wenig lesen oder Gesellschaftsspiele spielen.

Gemütliche Ecke um zu Zeit den Abend ausklingen zu lassen, oder sogar Besuch zu empfangen.

Für die Verwandlung ins Esszimmer wird einfach ein kleiner Tisch aufgestellt und über den Kinderplätzen ein extra Kindertisch montiert.

Esszimmer in seiner ganzen Grösse,
beliebig mit netter Aussensicht

Bei schönem Wetter is(s)t Mensch und Kind natürlich draussen. Doch bei Kälte oder Schlechtwetter lässt sich drinnen prima speisen.

So lässt es sich draussen wunderbar sein.
Unser Zusatzzimmer bei Regenwetter.

Die Küche wurde grosszügig konzipiert. Sie weist einen doppelten Gasherd, ein Spülbecken mit fliessend Wasser und ordentlich Arbeitsfläche auf. Kühlschrank und Stauraum für Essen und Geschirr sind unter der Küchenplatte gut zugänglich angeordnet. Die Grundlage, um den Gaumen mit Gourmetspeisen zu erfreuen ist somit gegeben.

Gourmetspeisen. Zum Beispiel während der Reise entwickelte Linsenburger.
Das Rezept ist mittlerweile noch verfeinert und perfektioniert.
Küche mit Sicht auf den Ruhebereich

Hinter der Küche befindet sich ein Ruhebereich in welchem es sich gemütlich arbeiten lässt oder ein einzelnes Kind puzzeln oder Bücher anschauen, oder einfach ein Timeout nehmen kann.

Ruhe- oder Arbeits- oder TimeOut-Ecke

Wie ihr seht, da steckt mehr drin als gedacht. Natürlich kann es trotzdem mal eng werden, besonders bei langanhaltender Kälte oder einer Regenperiode. Dann heisst es, trotzdem gut anziehen und Raus, Raus, Raus. Schliesslich gibt es ja noch unser Motto: «Kleines Haus, grosser Garten» und diesen Garten gilt es auszukundschaften!

Sleepingzone

Der Übergang zur Sleepingzone gestaltet sich in mehreren Schritten. Die Küche wird in wenigen Handgriffen zu Schlafzimmer Nummer 1, welches drei Schlafkojen für drei Kinder beinhaltet.

Schlafzimmer No°1 mit den
Schlafkojen für drei Kinder

Wenn die Kinder im Bett sind lässt sich das Wohnzimmer, wie schon beschrieben, noch tadellos nutzen. Wenn der Zeitpunkt da ist, wo sich auch die Grossen nach Decke und Kopfkissen sehnen, wird das Wohnzimmer zu Schlafzimmer Nummer 2 umgebaut.

Schlafzimmer No°2

Die Toilette kommt an ihren Platz und somit wäre das Badezimmer, natürlich auch mit fliessend Wasser, eingerichtet.

Mit Verdunkelung aller Scheiben dauert dieser Prozess, je nach Müdigkeitsgrad des Umbauers, zwischen fünf und zehn Minuten. Badezimmer mit WC und fliessend Wasser lässt sich immer noch benutzen und ist für alle Schlafzimmer zugänglich.

Badezimmer.
Das fliessende Wasser befindet
sich hinten links.

Nun, auf 1.90 x 1.40 lässt es sich für zwei Personen ganz gut schlafen. Theoretisch wäre unter dem Bett noch ein Gästebett verfügbar, dies gleicht jedoch mehr einer Notunterkunft. Wir können sogar ein Gästezimmer anbieten, zwar auf dem schmutzigen Boden, nur kriechend über die Toilette zugänglich und ohne Tageslicht, aber immerhin.

Auch eine Dusche lässt sich ohne weiteres einrichten.
Schlafzimmeraussichten

Garage und Stauraum

Die Garage (manche würden es Kofferraum nennen), befindet sich hinten im Bus. Hier ist alles Material verstaut, welches wir zum Erkunden des grossen Gartens und sonst zum Leben brauchen. Trekking- und Klettermaterial sowie Kleiderkisten mit outdoor(research) Ausrüstung, Stühle und e-Piano und Tisch und Kabelrolle und Werkzeug mit Akkuschrauber und und und. In der Heckbox finden Faltboot(.ch) Rucksäcke und Helme ihren Platz. Stauraum für den Alltag hat es auch vorne im Bus, in den Deckenschränken und Bodenboxen. In diesen haben Kleider, Zahnbürsten, Bücher, Spiele, Musikbox und etliche andere Gebrauchsgegenstände ihren Platz.

Garage und Stauraum, mit Heckbox

Auf der Strasse

Wenn Hügette in Bewegung kommt, muss natürlich alles Fahrtüchtig verstaut sein. Schubladen dürfen sich nicht öffnen und auch sonst wäre gut, wenn nicht allzu viel herumfliegt. Die Bilder sagen alles. Keep it simple.

Auch während der Fahrt, kann der Kinderesstisch als Pult, Zeichenunterlage oder Ähnliches verwendet werden. Der Hörbert kommt während der Fahrten regelmässig zum Einsatz.

Technik und Ausbau

Etliche werden sich noch fragen, was für Technik es braucht, um komfortabel und autark leben zu können. Wir brauchen Licht, Kühlschrank, Wasser, Heizung und Kochherd. Im Groben lässt sich dies in Gas- und Stromverbraucher unterteilen. Hinten im Bus ist ein dichter Gaskasten mit Abfluss im Unterboden eingebaut. In diesem finden herkömmliche Gasflaschen europäischer wie amerikanischer Grösse Platz. Von der Gasflasche führt eine Hauptleitung zu einem Verteiler mit einem Ventil für die Heizung und einem für den Kochherd. Die Heizung funktioniert über ein Gebläse, das mit Strom versorgt werden muss. Die Stromversorgung wird von einer Bordbatterie gewährleistet. Alle Verbraucher funktionieren im 12 Volt Betrieb.

Bordbatterie

Die Bordbatterie wird zum einen während dem Fahren durch den Allternator des Autos geladen. Ein Trennrelais verhindert, dass die Autobatterie durch das Stromnetz für den Wohnbedarf entladen wird. Zum andern wird die Bordbatterie hauptsächlich über die Solaranlage auf dem Dach geladen. Dieses bietet genug Kapazität um Heizung, Licht, Kühlschrank, alle Kamera-, Handy-, und Laptop Akkus zu betreiben und zu laden. Falls etwas über 220 Volt geladen werden muss, kann ein Adapter über die 12 Volt Buchse eingesteckt werden. Ein Aussenanschluss ist auch vorhanden wird aber praktisch nie benötigt (In nun über neun Monaten waren wir erst zwei Mal am Stromnetz und dies nur nach den Tagen wo Hügette in der Garage stehen musste und deshalb die Batterie auf 0 war). Über diesen, lässt sich ebenfalls die Batterie laden und auch normalen 220 Volt Strom über eine Steckdose beziehen (Fi-geschützt). Für die Wasserversorgung sind zwei portable 35 Liter Tanks, einen für Frischwasser und einen für Grauwasser, eingebaut. Der Wasserhahn funktioniert über eine 12-Volt Pumpe die beim betätigen des Wasserhahns automaisch eingeschaltet wird.

So sah unsere Hügette ursprünglich aus..
Isolation No° 1
Isolation No°2
mit Dachfenster
Bodenplatte und Stauraum für Kleider etc. installiert
Küchenplatte, mit Einschnitt für den Gasherd. Kühlschrank ist unten ein wenig sichtbar.
Verkleidung der Batterie und der Wassertanks.

Der Bus wurde von uns selbst in ca. einjähriger Ausbauphase umgebaut. Auf den Fotos sind einige Ausbauschritte ersichtlich. Wer gerne mehr über den Ausbau oder die Bord-Technik erfahren möchte kann sich gerne mit uns in Verbindung setzen.

Hügette in ihrer ganzen Pracht.

Wir hoffen euch einen hiermit Einblick in das Leben in unserem kleinen Haus geben zu können.

Überall einrichtbar, unser Zuhause haben wir überall dabei und wir waren schon so einige Male extrem froh darum.

Red Rock Campground – Las Vegas – Mojave Wilderness

Nach den ganzen Erlebnissen mit Hügette und nachdem wir schon ganz lange nicht mehr geklettert sind, zieht es uns wieder in kletterbares Terrain und die Red Rocks sind unser nächstes Ziel. Zwar habe ich irgendwann mal gelesen, dass so ab Oktober da immer alles voll ist nur dachte ich wir seien früher im Jahr da, aber weil wir nicht ganz nach ursprünglichem Reiseplan reisen sind wir eben erst im Oktober wirklich dort und natürlich ist alles voll. Naja, zumindest fast alles, wir können auf einem der wenigen First come first serve Plätze übernachten. Wir schlafen immerhin dann drei Nächte da und versuchen bereits am ersten Tag noch irgendwo klettern zu gehen, so sehr gelingt uns das aber nicht, weil der Zugang zur Kletterei nicht unbedingt Kindergerecht ist. Immerhin können wir an der einen Route für die Kinder eine Kinderschaukel einrichten und so lohnt sich das Ganze trotzdem ein wenig. Ja und diese eine Route war auch schön.

Da wir quasi auf dem Parkplatz schlafen, ist die Nacht nicht sonderbar ruhig, aber ja nu, Hauptsache wir können überhaupt irgendwo schlafen. Am nächsten Tag gehen wir im Black Corridor klettern, mehr oder weiniger ein Klettergarten mit Sportkletterrouten. Hier können die Kinder super spielen und ich beginne mich doch auch langsam wieder an den Vorstieg (ich hatte mittlerweile manchmal so keine Lust mehr vorzusteigen, weil ich gefrustet war, es mühsam war und überhaupt).

Am Abend müssen wir noch einkaufen gehen. Nur so kurz wird dass dann nicht, weil zwischen der Einfahrt zum Campground und der Vorstadt von Las Vegas ist ein Helikopterunfall passiert, es wimmelt nur so von Rettungswagen, Feuerwehr, Polizei, Rangern etc. und wir kommen wohl als eines der letzten Fahrzeuge noch Richtung Stadt. Später lese ich nochmals, was wohl da genau passiert ist: Es ist tatsächlich ein Helikopterunfall und beide Insassen sterben, der Pilot wohl bald nach dem Zeitpunkt des Unfalls und der Passagier einen Tag später. Irgendwie krass, weil Marcel beim aus dem Fenster sehen tatsächlich auch noch Beine gesehen hat, zu einer Person dieser beiden Personen gehörend, die nicht mehr ganz so gut ausgesehen hatten und krass auch, weil wir unseren Kindern zu diesem Zeitpunkt gesagt haben, wir hätten auf der anderen Seite des Autos irgendein Tier gesehen, damit sie eben diese Beine nicht sehen. Wir haben ihnen dann erklärt dass es da kein Tier gab, aber wir das sagten, weil wir nicht wollten dass sie solche Dinge sehen. (Und jetzt zu diesem Zeitpunkt überlege ich mir noch viel mehr, denn, wir haben das Privileg unsere Kinder vor solchen Anblicken zu schützen, und andere Kinder wachsen im Krieg auf und für sie wäre das mit vier Jahren ein völlig normaler Anblick. Die Welt ist absurd.)

So oder so, ist natürlich nach dem Einkaufen kein Weg mehr dort durch und statt einer viertel Stunde haben wir dreiviertel Stunden um wieder auf den Campground zu kommen. Die Nacht ist wie immer hier, laut und viel Verkehr, irgenwann mitten in der Nacht höre ich eine Bernerin sagen: «Di blibe o bis am Fritig» und sonst noch was, denke mir dabei nicht viel ausser das ich hellwach werde. Um fünf Uhr ist schon wieder Lärm und die Nacht war nicht gerade sonderbar gut. Ja nu. Am Morgen merken wir dann, dass wir die Beiden Schweizer aus der Kletterhalle in Bern, zumindest vom sehen her kennen, da sprechen wir noch nicht sonderbar viel zusammen und gehen wieder die eigenen Wege. An diesem Tag steht bei uns nochmals der Black Corridor und dann weiter the Gallery auf dem Programm und wir geniessen die Kletterei. Marcel joggt dann vom Kletterparkplatz aus noch zurück auf den Campground.

Am Abend entschuldigt sich die Person, die um fünf Uhr schon gelärmt hat bei uns, sie hätte nicht daran gedacht, dass da wohl noch andere Menschen im Auto schlafen. Sie, eine Lehrerin die ein Sabbatical nimmt für ein Jahr, und mit dem Auto den Klettergebieten nach fährt mit irgenwas um die 50 Jahren. Das klingt doch gut.

Wir schlafen also die letzte Nacht nochmals auf dem Parkplatz (es ist eigentlich der Parklplatz für die Zeltplätze die zu diesen first come first save Plätzen gehören, aber eben auch als Übernachtungsplätze dienen), sowieso aber ist da irgendwie immer etwas los. Aber so oder so, machen wir uns nächsten Tags ein letztes Mal auf, um nochmals irgendwo in der Umgebung zu klettern und wir verlieren Nummer drei der Traktoren die. wir für die Kinder mitgenommen haben. («Duet der Grosspa üs de nöii Traktore bringe?»)

Am Abend geht es zur Überforderung der Kinder und mir nach Las Vegas. Wir stellen Hügette auf einen bewachten Parkplatz und machen uns auf in die verrückte, kunterbunte, übertriebene, laute, verschwenderische, abzockende und irgendwie doch beeindruckende Stadt. Zum Glück gibt es die Bahn, mit der quasi mit Aussicht auf die Stadt an diverse Orte gefahren werden kann. Deshalb fahren wir mal zum Paris Hote/Casino und laufen da durch. Dann geht es über die Strasse zum Bellagio und seiner Springbrunnen Performance und nach dem uns da der Kopf schon fast platzt, wieder durchs Paris, wo wir irgendwo noch was zu Abend essen. Dann fahren wir mit der Bahn noch bis zur Endstation auf der anderen Seite und wieder zurück. Eine Station ist geschlossen und so kommts, dass wir nach der Bahnfahrt direkt wieder zur Hügette gehen. Den Kindern ihre Pyjamas anziehen und rausfahren aus der Stadt, die ich noch so viel weniger gross in Erinnerung hatte (von Anno 1999?) und die sich nun in alle Himmelsrichtungen ausgebreitet hat und weiter ausbreitet. Wir fahren schlafen und übernachten dann irgendwo in der Mojave Wilderness auf einem Vista Point Parkplatz.

Grand Canyon

Es geht also weiter in in den Grand Canyon. Natürlich werfen wir noch einen Blick runter, aber die Fahrt war lange und wir sind froh, wenn wir auf unseren Übernachtungsplatz können.

Bei der Einfahrt bemerken wir, dass beim Campsite vor uns, zwei Berner ihren Van aufgestellt haben und wir kommen ins Gespräch. Es gibt Menschen, bei denen bereits bei Beginn des Gespräches Sympathie und Gesprächsstoff vorhanden ist und es gibt jene Menschen, mit jenen es schon nach fünf Minuten nichts mehr zu bereden gibt und eine komische Stille entsteht. Monika und Beat gehörten definitiv zur ersteren Sorte und wir entscheiden uns auch gleich zusammen «Znacht zässe». Die Zwei sind extrem sympathisch und auch sie wollten eigentlich die Panamericana machen. Es ist aber wie es ist und sie entscheiden sich aus diversen Gründen, wieder umzukehren und landen wieder in den USA und mit uns auf dem gleichen Campingplatz.

So oder so, danke für die guten Gespräche, den schönen Abend, die netten Gesten und diese herzliche Begegnung mit euch. Ich lese immer wieder gerne, wie es euch wohl so ergeht und wir hoffen wir sehen euch in der Schweiz wieder. Häbet Sorg.

Am zweiten Tag im Grand Canyon gehen wir auf Shuttle Bus Tour und machen eine Wanderung auf dem South Rim Trail und wir geniessen die Aussicht und das Wetter.

Und nach dem wir am Vorabend den Campsite für eine weitere Nacht reserviert haben, geht Marcel früh morgens auf den ersten Shuttle Bus, um an den Colorado River, runter in den Canyon und wieder hoch, ein Trailrunning zu machen. Ich verbringe derweil einen gemütlichen Morgen mit den Kindern und just im Moment wo wir uns von Beat und Monika verabschieden, taucht Marcel, nach 3.5 Stunden Laufzeit, auch schon wieder auf. Seine Beine sind sich nicht gewohnt zuerst einen Berg runter zu springen und erst danach rauf, weil er klagt noch Tage nach diesem Run über Muskelkater. (Kchchch).

Am gleichen Tag nehme ich mir auch mal wieder einen Nachmittag alleine und während Marcel mit den Kindern irgendeinen Ausflug macht, geniesse ich die ersten Stunden alleine im Van um dann irgendwann loszugehen, den späteren Nachmittag im Shuttlebus zu verbringen (nicht den ganzen) um spätestens für die Abenddämmerung beim Grand Canyon zu sein und den Sonnenuntergang zu geniessen.

Für den nächsten Tag ist geplant Richtung Pazifik zu fahren.